Man darf sich auf keinen Fall verstecken, sagt die neue BECKER-Botschafterin Cindy Klink

Cindy Klink, seit ihrem 3. Lebensjahr schwerhörig, performt erfolgreich Lieder in Gebärdensprache und begeistert damit auf TikTok fast 630.000 Follower. Neben ihrem Beruf lernt sie gerade für ihr Abitur, denn sie will Jura studieren. Sie modelt, hat das Buch „Hören wird überbewertet“ geschrieben und erzählt auf ihrem Instagram-Account 25.000 Followern aus ihrem Alltag. Jetzt ist die junge Frau BECKER-Botschafterin des guten Hörens geworden. Aus gutem Grund: Sie möchte durch ihr Engagement vor allem die junge Generation ansprechen, sich mit Themen rund ums Hören zu beschäftigen. Eine junge Frau, die weiß, was sie will und offen zeigt, dass eine Hörminderung kein Grund ist, Freude und Spaß im Leben zu missen.  Wir haben Sie dazu befragt:

Viele, besonders jüngere Menschen kennen Sie von TikTok, als die junge Frau, die Lieder in Gebärdensprache übersetzt. Wer aber verbirgt sich tatsächlich hinter Cindy Klink?
Am liebsten würde ich mich ganz klassisch vorstellen wollen. Mein Name ist Cindy Klink. Ich bin 23 Jahre alt, habe einen ganz normalen Beruf. Ich arbeite Vollzeit bei einer Verbandsgemeinde und nebenbei als Freiberuflerin. Den Begriff Influencerin mag ich gar nicht. Ich übersetze Lieder in Gebärdensprache und möchte Aufklärungsarbeit beim Thema Hörminderung leisten.

Wie und wann ist diese Idee entstanden?
Ich wollte Sängerin werden, aber ich kann nicht singen, zumindest nicht so, dass es für eine Ausbildung oder gar Karriere geeignet gewesen wäre. Irgendwann, ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie lange das her ist, habe ich begonnen, vor dem Spiegel Liedtexte zu gebärden. Ich habe mir vorgestellt, dass ich auf einer großen Bühne stehe. Dafür habe ich mich sogar immer schick angezogen. Meine Mutter hat mich dann mehrfach dabei erwischt. Ich fand das voll peinlich, sie hingegen voll cool.

Und wie ging es dann weiter?
Auf der Schulabschlussfeier habe ich dann zum ersten Mal einen Liedtext gebärdet. Aber nur, weil meine Religionslehrerin mich dazu überredet hat. Meiner Mutter ist es letztendlich gelungen, mich zu überzeugen, meine Videos ins Netz zu stellen. Das war nicht einfach, brauchte ihrerseits eine Menge Geduld. Heute bin ich sehr froh und allen Beteiligten sehr dankbar.

Wie war das für Sie, plötzlich für Andere sichtbar zu sein?
Das hat mich zunächst geängstigt. Denn ich war immer das unsichtbare Mädchen, mit dem niemand etwas zu tun haben wollte. Schon im Kindergarten war ich die mit dem „komischen bunten Ohr“ und eben anders als die Anderen. Damit hatte ich mich abgefunden. Jetzt plötzlich konnte jeder sehen, wer ich bin und was ich tue. Ich hatte natürlich auch Bedenken, dass das was ich tue, nicht so gut ankommt.

Was hat sich seitdem für Sie verändert?
Seit 2015 gebärde ich jetzt schon Texte deutscher Songs und stelle diese ins Netz, aber speziell im letzten Jahr hat sich für mich viel verändert. Anfang 2019 habe ich begonnen, TikTok zu nutzen. Meine Videos werden noch mehr gesehen, die Wahrnehmung hat sich deutlich erhöht. Ich werde sogar auf der Straße erkannt und oft direkt angesprochen. Außerdem hat sich mein Traum erfüllt. ich stand zum ersten Mal auf einer großen Bühne, durfte beim Festival „Rock dein Leben“ die Songs in Gebärdensprache übersetzen. Das war für mich ein ganz besonderer Moment, der mich noch einmal darin bestärkt hat, das Richtige zu tun.

Sie gebärden deutsche Songtexte, warum?
Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens möchte ich die jungen Menschen hier in unserem Land ansprechen. Und zweitens, englische Lieder gibt es sehr oft in Gebärdensprache, das ist populär. Hier bei uns hat sich das noch nicht durchgesetzt. Aber ich habe ja angefangen und ein paar Wenige tun es mir inzwischen gleich, allerdings nicht so regelmäßig.

Sind Sie zu deren Vorbild geworden?
Ja, ich denke schon.

Freuen Sie sich darüber oder belastet Sie das eher?
Natürlich freut mich das sehr! Schließlich engagiere ich mich dafür, dass Menschen mit Handicap nicht sofort den Stempel „behindert“ bekommen. Egal ob oder welches Handicap, wir alle sind Teil unserer Gesellschaft. Ich persönlich verstecke mich wegen meiner Hörminderung nicht mehr. Es ist ein schönes Gefühl, dass es die alte Angst oder besser die unscheinbare Cindy nicht mehr gibt. Mein Selbstbewusstsein und meine Selbstwahrnehmung haben sich sehr positiv verändert.

Cindy Klink, BERCKER-Botschafterin des guten Hörens

Aus Ihren persönlichen Erfahrungen heraus, was raten Sie jungen Menschen, wenn diese feststellen, dass sie weniger gut hören?
Offen damit umzugehen und sich vor allem professionelle Hilfe zu holen. Man kann zum Beispiel beim Hörakustiker einen kostenlosen Hörtest machen und sich dann Wege aufzeigen lassen, wie eine Hörminderung behoben werden kann. Außerdem sollte man sich bewusst machen, dass Hörgeräte Hilfsmittel sind, mit denen man wieder gut und sicher hören kann. Wer schlechter sieht, geht doch auch zum Optiker und trägt dann eine Brille.  Aber das Tragen einer Brille ist in unserer Gesellschaft viel akzeptierter. Die Scheu mit jemandem zu sprechen, der Hörgeräte sichtbar trägt, ist viel größer. Das erlebe ich immer wieder.

Ist das auch der Grund, warum Sie BECKER-Botschafterin des guten Hörens geworden sind?
Ja, aber auch, weil ich seit vielen Jahren Kundin bei BECKER Hörakustik bin und von den Hörakustikern immer sehr gut verstanden, beraten und betreut werde.

Was werden Sie als BECKER-Botschafterin tun? Gibt es Ideen oder gar schon Pläne?
Ja, es gibt eine konkrete Idee, die ich jetzt gerne umsetzen möchte. Ich werde in Videoclips immer wieder verschiedene Themen vorstellen, die sich mit dem Hören beschäftigen. Dazu nutze ich nicht nur meine Stimme, sondern auch die Gebärdensprache. So werden meine Botschaften von Menschen mit Hörminderung und von Menschen ohne Hörminderung verstanden. Für letztere ist es vielleicht sogar interessant zu sehen, wie man mit Gebärdensprache kommunizieren kann. Viele Gebärden sind ja meist intuitiv und leicht zu verstehen. Die Videoclips wird man sich auf meinen TikTok-Kanal und auf der Homepage von BECKER Hörakustik ansehen können.

Erhalten Sie Unterstützung?
Ich werde von den Hörakustikern im BECKER-Fachgeschäft in Zell unterstützt. Dort bin ich Kundin und daher werde ich meine Videoclips auch dort aufnehmen. Ich bin sehr froh, dass BECKER Hörakustik meine Idee gut findet und wir diese gemeinsam umsetzen.

Welche Themen möchten Sie ansprechen?
Es gibt sehr viele Hör-Themen, die ich in Videoclips vorstellen kann, zum Beispiel wie ein Hörtest gemacht wird, welche Hörsysteme es gibt oder wie stylisch Hörgeräte sein können, welche Hörminderungen auftreten können, was eine Otoplastik ist, wie man das Hörsystem mit seinem Handy steuern kann. Mir fällt da spontan eine Menge ein.

Welchen Wunsch verbinden Sie mit der Umsetzung Ihrer Idee?
Ich spreche ganz bewusst das Thema Hörminderung offen an und gebe dazu meine persönlichen Erfahrungen weiter. So kann ich Betroffenen Mut machen und zeigen, welche Wege und Möglichkeiten es gibt, um wieder gut hören zu können. Vor allem junge Menschen anzusprechen, liegt mir dabei besonders am Herzen, denn Hörprobleme können auch schon in jungen Jahren auftreten. Vielleicht werde ich sogar irgendwann statt als „die von TikTok“ als BECKER-Botschafterin erkannt. Das wäre doch eine coole Sache!

Cindy Klink über ihr Buch „Hören wird überbewertet“.

 

(Das Interview führte Bettina Manuela Hambuch)

 

 

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